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Orts-Chronik |
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Chronik |
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Der Stuttgarter Stadtbezirk Münster kann auf eine lange Geschichte zurück blicken.
Besiedelt war die Gemarkung Münster schon 12000 vor Christus. Urkundlich erwähnt
wurde Münster erst 1193 durch Kaiser Heinrich VI. In dieser Urkunde erlaubte der
Kaiser
den Lorcher Benediktinern die alte Mühle an den Mühlhalden zu Münster (heute
Zaißerei) wieder aufzubauen. Bis in das 19. Jahrhundert hinein war Münster ein land-
wirtschaftlich geprägtes Dorf, das je zur Hälfte von württembergischen und von lorchi-
schen Schultheißen verwaltet wurde. Die Zugehörigkeit zum Kloster Lorch endete kurz
nach der Reformation. Über die Mönche im Kloster zu Münster gibt es eine Sage. Darin
rühmten diese die Stärke eines ihrer Brüder, der wohl 10 Zentner tragen könne. Der
Ortsherr von Mühlhausen, öfters zu Gast bei den Mönchen, bezweifelte es und so ent-
stand folgende Wette: Dieser so gerühmte Mönch solle einen bei dem Klosterhof lie-
genden großen Stein über das Zehntfeld von Münster nach dem Zehntfeld von Mühl-
hausen tragen. Dort, wo er von der Last überwältig den Stein fallen lasse, soll künftig
die Grenze sein. Er trug
den Stein weit in das
Mühlhäuser Gebiet hinein. Dort lag der Grenzsstein als „Mönchstein“
bekannt noch bis vor
einigen Jahrzehnten.
Große Opfer musste die
Gemeinde Münster in der
Zeit der Franzosenkriege
bringen. So wurde der
Ort
im Jahr 1693 fast vollständig niedergebrannt und ausgeplündert. Mit der Auflösung des Kirchenrates im Jahr
1807 wurde auch die Pflege Münster aufgelöst. Der größte Anteil der Besitztümer wurde
an die Gemeinde Münster verkauft. Schon vorher erwarb der Staatsminister Graf
Ferdinand von Zeppelin einen Teil des Gutes und ließ ihn in einen herrschaftlichen
Landsitz umbauen. Bei der Bevölkerung war dieses Gebäude als „Schloss“ bekannt.
Nach dem Tod des Grafen im Jahr 1829 ging dessen Besitz in das Eigentum des
Freiherrn Ludwig von König über.
Viele Jahrhunderte lang war die vorherrschende Lebensgrundlage der Bewohner in
der Landwirtschaft zu finden. Mit dem einsetzenden Industriezeitalter mauserte sich
Münster zu einem Industrievorort von Stuttgart. Große Industriebetriebe siedelten in Münster an, so z.B. die Zuckerfabrik, die Maschinenfabriken Assmann & Stockter,
Drohmann, Irion usw... Bedeutsam waren auch die Steinbrüche im Raum Münster. Mit
dem Bau der Eisenbahn und des Bahnhofes war die Infrastruktur zur Ansiedlung von
Handwerk und Handel in
Münster vorhanden. Die
Bevölkerung war in dieser Zeit etwa um 1900
auf über 3000 Einwohner
angewachsen.
Die alte
Kirche wurde zu klein.
Aber erst durch das
Testament einer Bürgerin,
die der Gemeinde ihr
Vermögen vermachte,
konnte an den Bau einer
neuen Kirche gedacht werden. 1896 wurde die neue Kirche ihrer Bestimmung übergeben. Wegen der wachsenden Schülerzahl war der Bau eines weiteren Schulhauses notwendig. 1905 konnte im neuen Schulhaus an der Nagoldstraße mit dem Unterricht
begonnen werden. Auch der Bedarf an Wohnungen wuchs. Zusammen mit der Gemeinde
Münster, die Baugrundstücke zur Verfügung stellte, baute die 1919 gegründete Baugenossenschaft Münster die ersten Mietwohnungen an der Elbestraße. Eine Veränderung
des vertrauten Ortsbildes
brachte die Kanalisierung
des Neckars in den Jahren
1928 – 1932. Durch die
Aufschüttung der Neckarufer war die regelmäßig
wiederkehrende Hochwassergefahr im Unterdorf gebannt. Noch vor
der Eingemeindung zu
Stuttgart konnte den
Bürgern von Münster eine
Festhalle zur Benutzung überlassen werden.
Der zweite Weltkrieg veränderte das Gesicht des Stadtbezirks nachhaltig. Fast alle
öffentlichen Gebäude wurden zerstört und sämtliche Neckarbrücken im Bereich von
Münster kurz vor Kriegsende gesprengt. Doch schon kurz nach dem totalen Zusammenbruch begann der Wiederaufbau. Handel und Gewerbe blühten auf. Zu Gunsten der vorgesehenen, jedoch nie durchgeführten Ortserweiterung im Bereich der heutigen
Löwentorstraße, wurden große Teile der Gemarkung an benachbarte Stadtteile abgegeben. Der Ort, vorher
baulich in zwei Teile
getrennt, wächst rasch
zusammen. An das seit
1908 vorhandene Kohlekraftwerk wird 1965 eine
Müllverbrennungsanlage angebaut und gleichzeitig die Neckartalstraße
auf vier Spuren erweitert.
Der Neckar wird schiffbar
gemacht. Als dritte
Neckarüberquerung wird im Jahr 1972 die Reinhold-Meier-Brücke fertig gestellt.
Entlang der Burgholzstraße und auf dem zu Münster gehörenden „Gewann Hallschlag“
entstehen Gewerbegebiete. Um nachfolgenden Generationen entwicklungsgeschichtlich
bedeutungsvolle Gebäude und Vorkommnisse des Stadtbezirks näher zu bringen, haben
im November 2001 16 Personen den Verein „Arbeitskreis Historisches Münster“ gegründet. Der Arbeitskreis hat sich unter anderem vorgenommen, bauhistorisch interessante
Gebäude oder Stellen mit Hinweisschildern
zu kennzeichnen oder auf herausragende
Persönlichkeiten aus dem Stadtbezirk
Münster hinzuweisen. Eine vordringliche Aufgabe
ist auch die Aktualisierung des Münsterer Knollenbauchweges.
Dieser Wanderweg wurde
zur 800-Jahr-Feier des Stadtbezirks angelegt und mit Hinweisschildern versehen. Vom
heutigen Beginn am Lechweg führt der Rundweg über die Höhe der Weinberge von
Münster zurück ins Neckartal. Die neue Beschilderung aus Edelstahl soll nicht nur
Wegweiser sein sondern auch auf wichtige oder markante Punkte entlang der Wegstrecke hinweisen. Der überarbeitete Wanderweg beginnt in Zukunft an der Einmündung
der Elbestraße in die Austraße. Nachdem man bei der Wanderung die wunderschöne
Aussicht von den Weinbergen über Münster ins Neckartal genossen hat, weicht der Weg
von der seitherigen Wegführung ab. Man wandert über das alte Münsterer Markungsgebiet Rot (heute Zuffenhausen Rot) zum Aussichtspunkt Eulenbühl und weiter entlang
des Neckars wieder zurück zum Ausgangspunkt.
Fritz Nagel |
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